Das heilige Feuer hüten

Von Dominikus geht die Legende, dass seine Mutter vor seiner Geburt träumte, das Kind, das sie zur Welt bringen würde, sei ein kleiner, schwarz-weiß gefleckter Hund, mit einer Fackel im Maul. Und tatsächlich hatte Dominikus Feuer, brannte er dafür, dass Menschen so glauben konnten, dass es sie frei und lebendig werden ließ.
Am 1. Februar feiern wir das Fest der heiligen Bridgid von Kildare. Auch in ihr brannte dieses Feuer, und die, die sie erlebt hatten, veranlassten, dass nach ihrem Tod eine Flamme entzündet wurde, die nie verlöschen sollte.
Gerade in diesen Februartagen, in denen das Licht langsam wiederkehrt, der Frühling schon zu ahnen, aber der Weg bis dorthin noch so lang ist, in dieser vierten Welle der Pandemie, die es zu bestehen gilt, brauchen wir die Erinnerung an das Feuer in uns, das da ist, unter wieviel Asche auch immer verborgen:

dass du dich
des feuers erinnerst
dass du in dir trägst,
das wünsche ich dir

der flamme
die dem leben dient
in dir
und anderen

dass du nicht müde wirst
unter der asche der tage
der erschöpfung
der fragen

den heiligen funken
zu suchen
zu finden
und neu anzufachen
zum feuer
das dich und mich
durch die nacht bringt

(Meiner Freundin Monika gewidmet, mit der mich die Liebe zum Irischen verbindet, und allen, denen die Pandemie alle Kräfte abverlangt)

Bild und Text: Katja Süß, Lehrerin an einem Koblenzer Gymnasium und Mitglied der Dominikusgruppe Speyer, einer dem Institut St. Dominikus angegliederten dominikanischen Laiengemeinschaft

Mitten in der Nacht…


Mitten im Winter, in der dunkelsten Zeit des Jahres, feiern wir Advent und Weihnachten.
Woche für Woche erhellt ein Licht mehr das Dunkel der Welt, macht uns deutlich: wir gehen dem Licht entgegen.
Wir brauchen das Licht, um in der Nacht etwas sehen zu können. In der heutigen Zeit gibt es bessere Lichtquellen als ausgerechnet eine Kerze, die von einem Luftzug auch noch schnell ausgeblasen wird. Und doch hat das Kerzenlicht etwas Faszinierendes.
Eine kleine Flamme, die wir anschauen können, ohne geblendet zu werden, vertreibt das Dunkel und verändert die Perspektive. Die Nacht ist nicht länger beängstigend. Ein kleines Licht scheint in ihr und erinnert daran, dass die Nacht ein Ende haben wird. Es ist nur eine unbedeutende Kleinigkeit – aber mit einer großen Wirkung.
So ist es auch mit dem Stern, von dem in der Weihnachtsgeschichte erzählt wird: er leuchtet in der Dunkelheit und ruft damit Menschen, sich auf den Weg zu machen. Mit diesem Licht, mit dieser Perspektive, finden sie den Mut, aufzubrechen und diesem Stern entgegenzuziehen – mitten in der Nacht. Der Weg verändert sie, und sie erfahren das Licht in sich, auch wenn sie immer noch im Dunkeln unterwegs sind. Sie werden zu anderen, zu neuen Menschen, denn sie wissen um das Licht, das mitten in der Nacht leuchtet. Diese Erfahrung verändert alles: den Weg, das Leben und auch sie selber. Mensch werden, das bedeutet auch: weitergehen, dem Licht entgegen, wenn es auch Nacht ist.

Text: Annette Schulze Pastoralreferentin, Klinikseelsorgerin,   Geistliche Mentorin
Bild: Sr. Annemarie Kirsch OP


Adventsegen

ozno

Druck und Text: Katja Süß, Lehrerin an einem Koblenzer Gymnasium und Mitglied der Dominikusgruppe Speyer, einer dem Institut St. Dominikus angegliederten dominikanischen Laiengemeinschaft


Engel und Plätzchen backen


Engel und Plätzchen backen – beides gehört irgendwie zum Advent. Jedes Jahr hole ich die kleinen Holzengel aus der Weihnachtskiste und stelle sie an ein schönes Plätzchen. Manche können ein Teelicht halten, andere stehen nur da und spielen ihr Instrument – ganz still natürlich. In diesem Jahr muss ich ihnen einen neuen Platz suchen. In der neuen Wohnung gab es noch keinen Advent, keine Engel, keine Weihnachtsbäckerei. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich schon darüber nachgedacht, es in diesem Jahr einfach mal zu lassen. Nicht adventlich zu schmücken, nicht zu backen. Keine Sterne an den Fenstern, kein Duft nach Nüssen und Zimt, kein Adventskranz und keine Engel. Weil das Leben dadurch auch nicht besser wird, nicht einfacher, nicht schöner. Es macht nur mehr Arbeit. Der zweite Corona- Winter lässt mich nicht gerade froher in Richtung Weihnachten blicken. So viel Ungewissheit und Sorge um Kranke und Genesene beschäftigen uns, Abschiede, die nicht gewürdigt werden konnten und Verantwortung, die alle bisher gegangenen Wege in Frage stellt. Was sollte da ein bisschen Adventsschmuck und ein paar gebackene Engelsaugen verändern?
Der Plätzchenengel bläst in seine Posaune. Unbeirrt. Vielleicht, weil das seine einzige Aufgabe ist. Vielleicht will er aber auch daran erinnern, dass es schon immer schwierige Zeiten gab, in denen Menschen am Verzweifeln waren, in Angst und Ungewissheit leben mussten und voller Sorge um ihre Lieben. Wie wir heute. Und dann werden ihnen und uns Worte zugesagt wie: „Richtet euch auf und erhebt eure Häupter. Eure Erlösung ist nahe!“ Auch wenn wir die alten Worte erst ins Heute übersetzen müssen, wird klar, dass da von Hoffnung die Rede ist. Hoffnung auf Licht, auf Leben – auf einen, der unser Leben teilt in aller Sorge und Ungewissheit und Angst, wie es weitergehen kann und wird. Und das ist doch, was wir uns in der Tiefe unserer Seele wünschen: dass wir nicht alleine sind und bleiben, dass jemand da ist, um zuzuhören, zu verstehen und uns in den Arm zu nehmen. Uns zu „erlösen“, das klingt ein wenig groß, aber letztlich ist es genau das: „erlösend“, wenn wir von der Angst und dem Dunkel weg den Blick zum Licht hinwenden. Mitten im Dunkel ein Licht anzünden – das kann bedeuten, für einen anderen Menschen Licht zu sein, aber es kann auch schlicht heißen, eine Kerze anzuzünden – jede Woche eine mehr – und der Sehnsucht nachzuspüren, die wir in uns tragen: nach Leben und Licht.
Ich will den Advent nicht ausfallen lassen, auch dieses Jahr nicht. Ich will das Dunkel aushalten und zugleich dem Licht Raum geben – und dem Engel zuhören, der mir die Nähe Gottes verspricht, auch wenn sie in diesem Jahr eher ein Fremdwort für mich ist. Vielleicht hilft mir das Aufstellen der Weihnachtsengel, das Anzünden einer Kerze oder auch das Ausrollen und Ausstechen der Plätzchen dabei, wach zu werden, aufmerksam für die Gegenwart Gottes. Im Stall oder in meiner neuen Wohnung, in der Armut oder in der Fülle unserer Welt – und auch im Duft und Geschmack eines Plätzchenengels… Warum auch nicht?

Text: Annette Schulze Pastoralreferentin, Klinikseelsorgerin,   Geistliche Mentorin
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Schwester M. Annette Britz OP

Gott wird wenden Not und Leid.
Er wird die Getreuen trösten,
und zum Mahl der Seligkeit
ziehen die vom Herrn Erlösten…
GL Nr. 221/5. Strophe

In den ersten Stunden des 12. Dezember 2021, dem 3. Adventssonntag „Gaudete“
rief Gott im Mutterhaus in Speyer
unsere liebe

Schwester M. Annette Britz OP

im 80. Jahre ihres Lebens
im 61. Jahre ihrer hl. Profess
zu sich heim

Für die Schwestern des Instituts St. Dominikus Speyer:

Sr. M. Gisela Bastian OP Generalpriorin

Die Angehörigen

Speyer, Forbach / Frankreich, den 13. Dezember 2021