Mitten in der Nacht…


Mitten im Winter, in der dunkelsten Zeit des Jahres, feiern wir Advent und Weihnachten.
Woche für Woche erhellt ein Licht mehr das Dunkel der Welt, macht uns deutlich: wir gehen dem Licht entgegen.
Wir brauchen das Licht, um in der Nacht etwas sehen zu können. In der heutigen Zeit gibt es bessere Lichtquellen als ausgerechnet eine Kerze, die von einem Luftzug auch noch schnell ausgeblasen wird. Und doch hat das Kerzenlicht etwas Faszinierendes.
Eine kleine Flamme, die wir anschauen können, ohne geblendet zu werden, vertreibt das Dunkel und verändert die Perspektive. Die Nacht ist nicht länger beängstigend. Ein kleines Licht scheint in ihr und erinnert daran, dass die Nacht ein Ende haben wird. Es ist nur eine unbedeutende Kleinigkeit – aber mit einer großen Wirkung.
So ist es auch mit dem Stern, von dem in der Weihnachtsgeschichte erzählt wird: er leuchtet in der Dunkelheit und ruft damit Menschen, sich auf den Weg zu machen. Mit diesem Licht, mit dieser Perspektive, finden sie den Mut, aufzubrechen und diesem Stern entgegenzuziehen – mitten in der Nacht. Der Weg verändert sie, und sie erfahren das Licht in sich, auch wenn sie immer noch im Dunkeln unterwegs sind. Sie werden zu anderen, zu neuen Menschen, denn sie wissen um das Licht, das mitten in der Nacht leuchtet. Diese Erfahrung verändert alles: den Weg, das Leben und auch sie selber. Mensch werden, das bedeutet auch: weitergehen, dem Licht entgegen, wenn es auch Nacht ist.

Text: Annette Schulze Pastoralreferentin, Klinikseelsorgerin,   Geistliche Mentorin
Bild: Sr. Annemarie Kirsch OP