Erntedank

Autorin: Sr. Annemarie Kirsch OP

Erntedank ist ein Fest für alle Sinne. Die Fülle der Früchte, ihre Farbenpracht, ihre Düfte, ihr Wohlgeschmack, all dies genießen wir im Herbst in ganz besonderer Intensität.

Aber gerade die Erfahrung der Fülle, die uns geschenkt ist, darf uns nicht blind machen für den Zustand unserer Welt. Es ist gut, den Blick zu weiten. Wir wissen inzwischen, dass wir durch unser Verhalten dazu beitragen, dass

  • die Wüsten sich vergrößern
  • Dürreperioden, Überschwemmungen, Unwetter die Erträge gefährden
  • das Heer der hungernden, verhungernden Menschen beständig wächst
  • wir z. B. durch unseren übermäßigen Fleischkonsum, den Biosprit, die Abholzung der Wälder anderen Menschen ihre Lebensgrundlage zerstören
  • durch die große Kluft zwischen Armen und Reichen der Weltfrieden gefährdet ist
  • wir die Lebensgrundlage für die kommenden Generationen zerstören

Bei dieser Auflistung geht es nicht darum, uns unsere spontane Freude an den kostbaren Gaben der Erde zu verderben. Wir dürfen uns an Erntedank von ganzem Herzen freuen und tiefe Dankbarkeit spüren als ein Geschenk, das uns verwandelt und zum Handeln ermutigt, damit möglichst allen die Freude an diesen Gaben möglich wird, heute und in Zukunft.

Haben wir nicht den Auftrag an Gottes Reich, das ein Reich der Liebe ist, mitzubauen?

Werden wir aus Dankbarkeit Hüterinnen und Hüter unserer Erde!

Ermutigung

Autorin: Sr. Annemarie Kirsch OP

In einer Ansprache an Christi Himmelfahrt überraschte mich der Prediger mit der Frage: Was bringt uns, mir Christi Himmelfahrt? Ja was bringt es mir? ein Ausspruch, den man öfter zu hören bekommt. Diese Frage nun an das Handeln Jesu gestellt war mir fremd.

Was bringt es seinen Jüngern, mir, dass Jesus weggeht?

  • Er fordert durch sein Weggehen die Jünger und mich auf, selbst Verantwortung zu übernehmen
  • Er traut es seinen Jüngern, mir zu, dass wir seine Botschaft weitertragen
  • Er stärkt damit ihr, mein Selbstbewusstsein. So wie Eltern ihren Kindern etwas zutrauen und sie ermutigen – du kannst das-
  • Er gibt seinen Jüngern, mir noch einen Trost mit, um die letzten Ängste zu vertreiben, den Hl. Geist

In den Abschiedsreden bei Johannes 14,16 – 18 sagt Jesus den Jüngern: Ich werde den Vater bitten und er wird einen anderen Mutbringer euch geben, um bei euch zu sein – auf Weltzeit hin. Der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht schaut und nicht erkennt … Ihr kennt ihn, denn bleibend ist er bei euch und ist euch inne. Ich will euch nicht als Waisen lassen: Ich komme zu euch.*

*Aus dem Neuen Testament übersetzt von Fridolin Stier

Pfingstfenster

Autorin: Sr. Petronia Steiner OP

Das dem Altarraum unmittelbar benachbarte Fenster in unserer Mutterhauskapelle ist charakterisiert durch eine mächtige Bewegung von oben nach unten. Der göttliche Bereich überschneidet die Trennungsschicht von himmlischem und irdischem Raum. Ein Feuerstrom ergießt sich in unsere Welt, zumal in die Kirche, die durch die umrisshafte Gestalt des Petrus angedeutet wird und durch die blaue Farbe bereits der himmlischen Welt zugeordnet erscheint.

Die Einzigartigkeit und Kostbarkeit dieses pfingstlichen Geschehens bringt der Glasmaler, Georg Günther Zeuner, dadurch zum Ausdruck, dass er das Ganze mit einer „Perlenkette“ umschließt, die nach unten offen, d. h. ohne Ende ist. Die hier gebotene Deutung lehnt sich an eine Einführung des Künstlers selbst an, der aber wünscht, dass sein Werk für jeden Betrachter offen bleibt und nicht auf bestimmte Erklärung festgelegt wird.

Jesus lebt

Autorin: Sr. Lucia Jöckle OP

„Christus ist glorreich auferstanden vom Tod.
Sein Licht vertreibt das Dunkel der Herzen“
(Liturgie der Osternacht)

Das Grab ist leer
gebrochen ist die Macht des Todes
Jesus lebt

Mit dieser Botschaft
geh
aus Nacht und Trauer
aus Zweifel und Angst
in das Licht des Auferstandenen
in die Freude der Jüngerinnen und Jünger

In diesem Glauben
nimm
deinen Weg in den Blick
Du hast ein Ziel

Jesus geht voran
Halleluja

Rechtes Fasten

Die Bibel: Jesaja 58, 6-10

…Das ist ein Fasten, wie ich es liebe:
die Fesseln des Unrechts zu lösen,
die Stricke des Jochs zu entfernen,
die Versklavten freizulassen,
jedes Joch zu zerbrechen,
an die Hungrigen dein Brot auszuteilen,
die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen,
wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden
und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen.

Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte
und deine Wunden werden schnell vernarben.

Deine Gerechtigkeit geht dir voran,
die Herrlichkeit des Herrn folgt dir nach.
Wenn du dann rufst,
wird der Herr dir Antwort geben,
und wenn du um Hilfe schreist,
wird er sagen: Hier bin ich.
Wenn du der Unterdrückung bei dir ein Ende machst,
auf keinen mit dem Finger zeigst und niemand verleumdest,
dem Hungrigen dein Brot reichst
und den Darbenden satt machst,

dann geht im Dunkel dein Licht auf,
und deine Finsternis wird hell wie der Mittag.