Damit Dornen Rosen tragen

Autorin: Katja Süß

heute
der unscheinbaren
zufallsbegegnung
mein herz öffnen
mich ihrer
ungeteilt
und unbeirrt
annehmen
geduld haben
mit uns
mit mir
bis
die hoffnungsknospe
blüten trägt

Am 19. November feiern wir das Fest der heiligen Elisabeth. Eine der bekanntesten Legenden erzählt, wie die Frau des Landgrafs von Thüringen eines Tages in die Stadt geht, um den Armen Brot zu geben, obwohl gerade dies ihr unter Strafe verboten ist. Dabei trifft sie die Mutter ihres Mannes (in anderen Versionen ihren Mann selbst), die ihre Barmherzigkeit nicht gutheißt und ihr eine Falle stellen will. Auf die Frage, was sie in dem Korb habe, den sie bei sich trägt, antwortet Elisabeth, es seien Rosen. Ihre Schwiegermutter bittet sie, das Tuch zu heben, um ihre Worte zu überprüfen – und tatsächlich, als Elisabeth sie in den Korb blicken lässt, findet sie darin nichts als Blumen…

Text und Druck : Katja Süß, Lehrerin an einem Koblenzer Gymnasium und Mitglied der Dominikusgruppe Speyer, einer dem Institut St. Dominikus angegliederten dominikanischen Laiengemeinschaft

Schick einen Engel Gott

Autorin: Katja Süß

Das Fest der Erzengel
der Michaelistag
und das Schutzengelfest
leiten den Oktober ein.

Auf dem Weg
in die dunkler werdenden Tage
können wir sie brauchen,
die Engel,
die guten Kräfte
in uns
und in anderen.

Mögen wir sie wahrnehmen,
wo sie uns begegnen,
und mögen wir sie wecken
in uns.

Text und Bild: Katja Süß, Gedicht zuerst veröffentlicht in Angelika Büchelin (Hg.), Segen für den Weg des Lebens, Verlag am Eschbach 2009, S. 61
Katja Süß ist Lehrerin an einem Koblenzer Gymnasium und Mitglied der Dominikusgruppe Speyer, einer dem Institut St. Dominikus angegliederten dominikanischen Laiengemeinschaft.

Dankbarkeit…

Autorin: Annette Schulze

Dankbar sein – da kommt mir gleich die Frage “wofür?” in den Sinn.
Wofür danken, wenn ich doch meinem Lebensgefühl nach nichts bekomme?
Wenn es sich anfühlt, als würde mir immer wieder etwas genommen werden … ?

Wofür danken, wenn eine Beziehung auseinander geht?
Wofür danken, wenn der Körper nicht mehr funktioniert wie bisher?
Wofür danken, wenn ich fürchten muss, in der Gleichgültigkeit und Aggressivität um mich herum unterzugehen?

All diese Fragen und Gefühle sind berechtigt. Leben ist nicht glatt, einfach und nett.
Der Rebstock, manchmal auch „Knorzen“ genannt, zeigt uns die Mühen und auch die Härte des Lebens im Bild auf. Er ist knorrig, gebogen, beschnitten, und er ist brüchig, nicht einfach nur stark oder hübsch anzusehen. Und trotzdem bringt er auf seine unscheinbare Weise Früchte hervor – saftig und süß.

Vielleicht kann das Bild des Weinstocks uns anregen, zu danken … für den Geschmack, für die Farben, für die Fülle des Lebens, die uns begegnet – in Trauben und Blumen und Menschen.
Vielleicht können wir trotz aller Fragen „DANKE“ sagen. Trotz allem Negativen die Perspektive des Beschenktwerdens einnehmen. Trotz allem, was dagegen steht, dem Leben trauen, weil es uns einlädt, lebendig zu sein, zu bleiben, zu werden…

Text: Annette Schulze (Klinikseelsorge BG Unfallklinik Ludwigshafen)
Foto: Friedbert Simon (www.pfarrbriefservice.de)

Herz Jesu – geöffnet für alle

Eine Darstellung mit Biblischen Erzählfiguren

Autorin: Sr. Theresa Ludwig OP

Gebet

Verstehe ich dich richtig,
Bruder am Kreuz,

dass du mir sagen möchtest:

Ich liebe dich.

Ich umarme dich.

Ich ziehe dich fest
an meine Seite, 

an mein Herz. 

Bei mir bist du geborgen

und aufgehoben für immer. 

Gestaltung mit Biblischen Erzählfiguren: Sr. Theresa Ludwig OP, Sr. Veronika Waschik OP, Sr. Gerburg Küsters OP

Gebet: Theo Schmidkonz SJ

Mitsommermittag

Autorin: Katja Süß

Mitsommermittag
am Seerosenteich

Kaum Sonne
kein Regen
Grün über Grün
allenthalben

und Stille getragen vom
Gezwitscher der
Vögel

in der Ferne
ein Flugzeug
ab und an
quakt der Frosch

für unbestimmte Zeit
bleibt die Zeit
stehen

trete ich
falle ich
heraus
aus dem Vorher und Nachher

schaue lausche
spüre
bin
GEGENWART

Text (zuerst veröffentlicht in „Kleines Glück ganz groß“ , Verlag am Eschbach 2016) und Druck: Katja Süß, Lehrerin an einem Koblenzer Gymnasium und Mitglied der Dominikusgruppe Speyer, einer dem Institut St. Dominikus angegliederten dominikanischen Laiengemeinschaft.