Brief an Dominikus

Lieber Bruder Dominikus,

800 Jahre ist es her, dass du deinen Orden gegründet hast, den Orden der Predigerbrüder. Auch Schwestern gehören zur Dominikanischen Familie – und Menschen, die nicht im Kloster leben, sondern als Singles, in Partnerschaften, Ehen und Familien. Uns allen ist gemeinsam, dass du uns angesteckt hast mit deiner Art zu leben.

„Prediger der Gnade“ wolltest du und sollen wir sein – von Jesus und der Gegenwart der Barmherzigkeit Gottes unter uns Zeugnis geben durch das, was wir sagen , aber mehr noch, durch das, was wir tun, und am allermeisten durch das, was wir sind.

Einer der Menschen, die wie wir dominikanisches Feuer gefangen haben, Meister Eckhart, öffnete uns die Augen dafür, dass Gottes Barmherzigkeit bedeutet, sein Leben mit den Menschen zu teilen.
Und das hast du gemacht.

Deinen Besitz hast du geteilt, als du während einer Hungersnot in deiner Stadt deine dir so kostbaren Bücher verkauft hast, weil du nicht über toten Seiten studieren wolltest, während draußen Menschen vor Hunger starben.

Deine Zeit, deine Gedanken und Erfahrungen mit Gott hast du geteilt, als du in vielen Tages- und Nachtstunden mit suchenden und fragenden Menschen darüber gesprochen hast, was ein barmherziger Gott für unser Leben will und was nicht.

Deine Freude an Gott und seinem Wort und dein Vertrauen in beides hast du mit deinen Brüdern geteilt, als du mit ihnen gelacht und geweint, gesprochen und geschwiegen hast.

So leben wollen wir auch:

Wenn wir heute für Menschen in Schulen und Krankenhäusern, Geschäften und Institutionen, Kirchen und Kneipen oder wo immer unser Leben uns hinführt, da sind, dann lass uns das in deinem Geist tun – als Menschen nach dem Herzen Gottes und so verwurzelt in der göttlichen Liebe, wie er und du es waren. Lass uns nicht nur unsere Aufgaben zu erledigen und unseren Lebensunterhalt verdienen, sondern lass uns so sprechen, handeln und sein, dass die , die uns begegnen, etwas von Gottes Güte und Barmherzigkeit spüren – im Großen wie im Kleinen.

Text und Collage: Katja Süß, Lehrerin an einem Koblenzer Gymnasium und Mitglied der Dominikusgruppe Speyer, einer dem Institut St. Dominikus angegliederten dominikanischen Laiengemeinschaft