Unterwegs in den Spuren von Dominikus

Zum Fest des Ordensgründers am 8.8.

„Wir sind unterwegs in den Spuren Jesu und in den Spuren von Dominikus“ – so beschreiben wir in der Dominikusgruppe immer wieder, wie wir uns selbst verstehen.

Aber was heißt es, in diesen Spuren unterwegs zu sein?

Meint es, wie im Tiefschnee genau in die Fußspuren eines Vorgängers einzutauchen und seinen Weg zu meinem zu machen?

An einem heißen Augustabend sitze ich mit meinem Mann vor dem Fernseher und „neugiere“: Wir suchen uns aus dem schier unendlichen Angebot der Mediathek zu den Olympischen Wettkämpfen von Paris eine Sportart aus, von der wir beide keine Ahnung haben, und schauen uns den Wettbewerb an. Diesmal: Bouldern, Klettern ohne Kletterseil und Klettergurt an Felsblöcken, Felswänden oder wie hier an künstlichen Kletterwänden bis zur Absprunghöhe. Die Athletinnen und Athleten stehen vor einer  Wand mit unterschiedlich großen Tritten und Griffen, die sie in dieser Art und Anordnung zuvor nicht gesehen habe. Ein paar Minuten haben sie Zeit, durch Versuch und Irrtum eine Route bis zum obersten Griff herauszufinden und hinaufzuklettern.

Beim Klettern wird Magnesia benutzt, um den Handschweiß zu trocknen – und das hinterlässt Spuren auf Wand und Hindernissen. An diesen Spuren kann eine Athletin, ein Athlet sich beim Suchen nach einer möglichen Route orientieren. Und doch müssen alle ihren ganz eigene Weise finden, ans Ziel zu kommen. Die Kleinen anders als die Großen, Rechthänderinnen anders als die Linkshänder und, und, und.

Das können Jesus und Dominikus für uns sein: Menschen, die den „Parcours Leben“ gemeistert haben und dabei Spuren hinterließen. Spuren, an denen wir uns orientieren können. Das tut gut. Und zugleich: Unsere eigene Weise, den Herausforderungen des Lebens zu begegnen und mit ihnen umzugehen, zu finden, nimmt es uns nicht. Jede und jeder von uns bleibt gefragt. Niemand ist auf dieselbe Weise unterwegs wie wir, hat dieselben Gaben und dieselben Handicaps.

Mögen wir lernen
mehr und mehr
die Einzigartigkeit zu achten und zu schätzen
in der wir uns
für den Weg zwischen Morgen und Abend
des Tages und des Lebens
anvertraut sind
um Gott Gesicht zu geben

Text und Aquarell-Kartonage-Druck: Katja Süß, Lehrerin an einem Koblenzer Gymnasium und Mitglied der Dominikusgruppe Speyer, einer dem Institut St. Dominikus angegliederten dominikanischen Laiengemeinschaft