Advent 2015

Autorin: Sr. Annemarie Kirsch OP

Ich weiß nicht, ob der Himmel niederkniet …*

Im Advent konfrontiert uns die Kirche mit der Botschaft der Menschwerdung Gottes in Jesus. Wie unfassbar, wie unglaublich diese Botschaft eigentlich ist, kommt in den Zeilen eines Gedichtes von Christine Lavant zum Ausdruck.

„Ich weiß nicht, ob der Himmel niederkniet, wenn man zu schwach ist, um hinaufzukommen?“ Aus diesen Worten spricht eine tiefe Sehnsucht, aber zugleich auch die Schwierigkeit der Botschaft zu trauen, dass Gott zu uns herabgestiegen ist und Mensch geworden ist in Jesus. Die Entscheidung zur Annahme dieser Botschaft bleibt uns so wenig erspart, wie den Menschen zurzeit Jesu. Von Beginn seines Lebens bis zu seinem Tod am Kreuz scheiden sich dabei die Geister. Es ist ja auch eine unglaubliche Botschaft, dass sich „der Himmel“ in unsere Armut niederkniet. Es ist die Herausforderung aus der Sicherheit unseres Denkens herauszutreten in eine für uns nicht fassbare Weite.

„Den Apfel nähme ich wohl gern herein und möchte heimlich an der Schale riechen, bloß um zu wissen, wie der Himmel schmeckt. … Doch eigentlich ist meine Stube gut …Mir tut auch nur der halbe Schädel weh …“ Mit diesen Worten zeigt Christine Lavant, was uns davon abhält, zu vertrauen, dass Gott in unsere Tiefe hinabsteigt.

Wagen wir erneut das tiefe Vertrauen in die Liebe Gottes zu uns Menschen, sie führt uns heraus aus unserer engen Stube in die Weite der Liebe zu uns und den Mitmenschen.

* Christine Lavant in „Ich weiß nicht, ob der Himmel niederkniet …“
Gemälde: Hiltrud Rauner