Weniger Sorgen – mehr Leben

Autorin: Annette Schulze

Fastenzeit – viele denken da an Verzicht. Auf Schokolade, die so gut schmeckt, aber gar nicht gut tut. Auf das Gläschen Rotwein abends zur Entspannung, weil es schon zur Gewohnheit geworden ist. Verzicht auf manches, was uns schadet oder belastet.

Aber Last abzulegen wäre doch kein Verzicht, sondern viel eher eine Befreiung. Ballast abzuwerfen – das würden wir uns wünschen! Aber wie kann das konkret aussehen? Was mir auf den Schultern lastet, kann ich nicht einfach in der Schublade lassen wie eine Tüte Gummibärchen. Meine Last hab ich immer dabei: Meine Sorgen und Fragen, die Probleme dieses Tages und meines ganzen Lebens. Ganz schön niederschmetternd, wenn ich sie mir genauer anschaue!

Jesus begegnet einer Frau, die seit vielen Jahren schon unter einem verkrümmten Rücken leidet. Was sie niederdrückt, erfahren wir nicht. Jesus sagt zu ihr: Du bist erlöst. Und sie richtet sich auf und lobt Gott. Was ein Gedanke: Erlöst zu sein, befreit von all dem, was mich be-lastet, be-schwert, be-drückt. Das könnte die Fastenzeit auch sein: Tage, in denen wir uns aufrichten (lassen), zu uns stehen mit allem, was war und was ist – und uns annehmen als Menschen, die erlöst sind von der Verkrümmung, befreit von der Last.

In einem Kalender hab ich die Idee entdeckt, alles, was mich belastet, auf ein Blatt Papier zu schreiben, ein Schiffchen daraus zu basteln und es beim nächsten Spaziergang einem Bach oder Fluss zu überlassen. Natürlich bleibt die Last – und doch macht das Bild des Schiffchens mir deutlich, dass es noch mehr gibt im Leben.

Weniger Sorgen – mehr Leben!

Text und Foto: Annette Schulze (Klinikseelsorge BG Unfallklinik Ludwigshafen)