Novembergedanken

Autorin: Sr. Helga Jörger OP

„Dankt dem Vater mit Freuden! Er hat euch fähig gemacht, Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind.“ (Kol. 1,12)

Der Spätherbst ist für viele Menschen eine schwere Zeit. Depressionen brechen oft im November auf, die Novembernebel verschlucken die Lebensfreude, oft auch den letzten Lebenswillen. Gefühle der Einsamkeit, des Alleinseins nehmen zu, die Natur spiegelt die Vergänglichkeit unseres Lebens wieder.

Die Kirche aber feiert den Beginn des Novembers mit einem strahlenden Fest: mit Allerheiligen

Wen feiern wir an Allerheiligen, wer sind sie, die Heiligen?
  • sind es die namhaften Heiligen, die wir im Laufe des Kirchenjahres sowieso feiern
  • sind die Heiligen nicht zu weit weg von unserem Alltag
  • leben sie nicht in einer unzugänglichen Zukunft, die unsere Gegenwart kaum berührt
  • sind es nicht unerreichbare Gestalten, die uns mehr erschrecken, als uns einladen, sich mit ihnen zu beschäftigen

Schauen wir zunächst in das Evangelium des Festtages! Da stellen wir fest, dass es die ganz Kleinen sind, die Jesus seligpreist, die Armen, die Trauernden, die Gewaltlosen und Hungernden, die Barmherzigen und Lauteren, die Friedfertigen und Getretenen. Jesus selbst hat sich um diese Kleinen gekümmert. Er hat die Traurigen getröstet, die Kranken und Leidenden geheilt und die Ausgestoßenen wieder in die Gemeinschaft zurückgeholt.

Die Heiligkeit der Großen hat immer damit angefangen, dass sie auf die Botschaft Jesu hörend auf die Kleinen und Armen zugegangen sind. Mit ihnen haben sie ihr Leben oft auf unkonventionelle Weise geteilt. Sie haben für die an den Rändern der Gesellschaft Lebenden diese Welt oft etwas lebenswerter, friedlicher und gerechter gemacht.

Heilige sind also Menschen, in denen Gott gleichsam von unten her wirkt, vom Boden der Gegenwart mit all dem, was die Menschen suchen, was ihre Freuden und ihre Nöte sind. In ihnen dürfen wir erspüren, dass Gottes Geist immer neu da ist und wirkt. In ihnen setzt er Zeichen für das Neuwerden, für den Weg des Glaubens in die Zukunft hinein.

Heilige sind Zeugen, Dokument dafür, dass Gottes Gegenwart unter uns sichtbar und spürbar ist.

„Die Heiligkeit ist auf keine Formel zu bringen, oder vielmehr auf alle …“ schreibt der französische Schriftsteller Georges Bernanos im Blick auf unseren Ordensgründer Dominikus.

Kann das nicht eine Botschaft sein, die uns die Heiligen, die namhaften und die namenlosen hinterlassen und uns ermuntern, unseren ganz persönlichen Weg in der Schlichtheit und Treue unseres alltäglichen Ja zu gehen?