Wie so oft ist es auch in diesem Jahr ganz schnell gegangen: an einem Tag war es noch sommerlich warm, die Bäume voll mit grünem Laub – und dann auf einmal ist es Herbst. Die Blätter haben sich schon gefärbt und leuchten, wenn Sonnenstrahlen auf sie fallen. Nebel legt sich über die Welt, Felder und Bäume verschwinden in ihm. Auch die Bank taucht nur langsam, schemenhaft aus dem Nebel auf, aber sie lädt ein, einen Moment innezuhalten und zu schauen. Den Ort wahrzunehmen, die Zweige und Blätter, Steine und Halme, den Geruch von Herbstlaub und feuchtem Moos. Das kleine Schild, auf dem eine Sanduhr zu sehen ist – vielleicht noch eine Einladung, zuzulassen, dass manchmal die Zeit stillsteht. Ob ich mich setzen kann? Vielleicht ist es warm genug dafür, vielleicht kriecht der Nebel aber auch feucht unter die Jacke, und ich verschiebe das Hinsetzen besser auf später. Zuhause, bei einer heißen Tasse Tee, kann ich eine Kerze anzünden und den Herbst- Moment nachklingen lassen, mich wahrnehmen – mitten in bunten Farben, die aus dem Nebel auftauchen und sich wieder auflösen, mitten im Herbstlicht und der Herbstdunkelheit, mitten in meinem Leben, das manchmal so schnell ist, wie der Herbst gekommen ist – und manchmal auch Zeit lässt zum Atmen, zum Sein – in diesem Herbst- Moment.
Text: Annette Schulze Pastoralreferentin, Klinikseelsorgerin, Geistliche Mentorin
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